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Der Wiener Kongress 1515

„Der Wiener Kongress von 1515 (oder „Wiener Doppelhochzeit“) ist ein historisches Ereignis von grundlegender Bedeutung für den zentraleuropäischen Raum. Dieses diplomatische Treffen in Wien vor genau 500 Jahren legte das Fundament für die habsburgische Donaumonarchie, die bis 1918 Bestand hatte.

Die Herrscherhäuser von Böhmen und Ungarn (Jagiellonen) und Österreichs (Habsburger) vereinbarten 1515 in Wien einen gegenseitigen Erbvertrag. Dieser wurde 1526 schlagend, als Ludwig von Ungarn und Böhmen nach der Schlacht von Mohács starb. Die Habsburger erbten in Folge die Kronen von Böhmen und Ungarn – und etablierten so die Donaumonarchie.

Die vorliegende Homepage möchte dieses so bedeutende Ereignis von 1515 in seiner politischen, kulturellen und künstlerischen Dimension aufbereiten. Forscher aus alle Nachfolgestaaten der Donaumonarchie haben gemeinsam das Thema aufbereitet. Die Vorgeschichte und die Folgen des Wiener Kongresses werden beleuchtet, ebenso die Adels- und Stadtkultur der beteiligten Länder. In Form einer Online-Ausstellung vereint die Homepage Objekte und Orte, die die Geschichte des Wiener Kongresses von 1515 noch heute erlebbar machen.“

Stefan Krause

Familie Kaiser Maximilians I.

Die Jagiellonen im Jahr 1515

Die Herrschaft Wladislaus II in Böhmen (1471-1516) und in Ungarn (1490-1516) war nach den Thronfolgekriegen und den inneren Konflikten der ersten Hälfte der 1490-er Jahre– entgegen der bisherigen historischen Tradition – stabil, aber nicht problemlos. Der König nahm an den gegen die christlichen Ländern gerichteten Kriegen nicht teil, der immer stärker werdende osmanische Druck an der Südgrenze bedurfte einer ständigen militärischen Bereitschaft, der Schutz der Grenzburgen und der Unterhalt einer ständigen Armee bedeuteten unlösbare finanzielle Probleme. Zumeist herrschte während der Herrschaftszeit von Wladislaw zwischen dem Königreich von Ungarn und dem Osmanischen Reich Frieden.

Doch an der Grenze fanden ständige Einfälle, Kämpf und sogar Belagerungen statt. Die Grenzburgen konnten die Angriffe zwar abwehren, es wurde jedoch als unheilvolles Zeichen interpretiert, als das Banat von Srebernik (heute Srebernik, Bosnien-Herzegowina) in 1512 verlorenging. In der Folge organisierte der Hauptkanzler des Königs, Johann Bakócz, einen Kreuzzug, doch der Feldzug gegen die Osmanen wurde zum Bauernaufstand. Ein anderer Feldzug, der vom siebenbürgischen Woiewoden, Johann Szapolyai angeführt wurde, erreichte auch nicht sein Ziel. Der Woiewode erlitt bei Zsarnó (heute Žarnov, Serbien) eine Niederlage.

Wladislaus II erbte von seinem Vorgänger, Matthias Corvinus eine schwierige politische Lage: Gegenüber den riesigen Güterkomplexen der Magnatenfamilien waren die königliche Güter sehr klein. Im Fall der Familie Szapolyai, die von König Matthias vom niederen Adelsstand in den Magnatenstand erhoben wurde, hatte dies ein das ganze Zeitalter andauerndes Problem zur Folge.

Wladislaw war bestrebt, die Übermacht der Szapolyaier auszugleichen, als er das riesige Vermögen von Johann Corvinus, des Sohns von König Matthias Georg, dem Markgrafen von Brandenburg übertrug. Die Heirat zwischen seinem Bruder, Sigismund, König von Polen und Barbara Szapolyai, in 1512 sicherte auch die Treue der Familie Szapolyai gegenüber dem König.

In den letzten Lebensjahren wollte der seit 1504 öfters kränkelnde König die spätere Macht seines Sohns versichern: Er ließ Ludwig zum König von Ungarn und von Böhmen krönen und schuf eine neue, dem Haus Jagiello gegenüber loyale Aristokratie. Auch aus den alten Magnatenfamilien konnte er viele Herren auf seine Seite bzw. die seines Sohnes ziehen. Obgleich Wladislaw aufgrund des Haushaltsdefizits zu den Ständen eine engere Verbindung aufrechterhalten musste, konnten der König und der königliche Hof die meisten inneren Ereignisse unter ihrer Kontrolle halten.

Tibor Neumann



Die Habsburger im Jahr 1515

Als 1515 auf der Basis mehrjähriger diplomatischer Vorbereitung (am ungarischen Hof v.a. durch Johannes Cuspinian) das verabredete Ehe- und Freundschaftsbündnis bei einer persönlichen Begegnung Maximilians mit Sigismund von Polen und Wladislaw von Ungarn und Böhmen zustande kommen sollte, traf sich zunächst das jagiellonische Brüderpaar zunächst in Pressburg, wo Sigismund am 23. März einen prunkvollen Einzug hielt. Wenig deutete zunächst auf einen Erfolg des „Kongresses“: Der Tod des führenden habsburgischen Gesandten (Bartholomäus von Münsterberg, Veit von Fürst) erschien als übles Vorzeichen.

Ein Großbrand in Pressburg könnte als Sabotageversuch der antihabsburgischen Partei um Johann Zápolya gedacht gewesen sein. Maximilian selbst ließ vier Monate auf sich warten – sein Zögern wird mit dem Regierungswechsel in Frankreich (Franz I. war am 25. Jänner gekrönt worden), der angespannten politischen Situation in Italien und der Großjährigkeitserklärung seines Enkels Karl in Verbindung gebracht; auch mussten die für ein repräsentatives Auftreten nötigen Geldmittel erst durch Jakob Fugger bereitgestellt werden.

Als Bevollmächtigter des Kaisers führte Kardinal Matthäus Lang die Pressburger Verhandlungen mit den Jagiellonenkönigen (bzw. deren Kanzlern Krzysztof Szydłowiecki und Tamás Bakócz) sodass am 20. Mai Vorverträge unterzeichnet werden konnten. Maximilian traf erst am 10. Juli in Wien ein, wo bereits zahlreiche Fürsten und kirchliche Würdenträger versammelt waren. Für den 16. Juli wurde auf halbem Weg zwischen Pressburg und Wien bei Trautmannsdorf / Leitha die erste Zusammenkunft Maximilians mit Sigismund und Wladislaw arrangiert, bei der sich die Monarchen in lateinischer Sprache begrüßten. Der Einladung nach Wien leistete Sigismund trotz Misstrauens auf jagiellonischer Seite entschlossen Folge.

So bot sich am 17. Juli in Wien das prächtige Schauspiel des Einzugs dreier Herrscher und ihres Gefolges – freilich bei strömendem Regen. Am 19. Juli eröffnete Maximilian das „Gipfeltreffen“ mit einer Rede, in der er die Bedeutung einer Allianz angesichts der Türkengefahr hervorhob. Die folgenden Wochen waren durch Verhandlungen ebenso wie durch Festbankette und Turniere ausgefüllt. Die Verträge (darunter auch der Geheimvertrag der Adoption Ludwigs durch Maximilian und seine Bestellung zum Reichsvikar) wurden ratifiziert und auf den 22. Juli datiert, an dem als Höhepunkt (bei einem vom Wiener Bischof Georg Slatkonia zelebrierten Hochamt) die Doppelhochzeit im Stephansdom stattfand.

In vollem kaiserlichen Ornat gab der 56-jährige Maximilian der zwölfjährigen Anna ein Heiratsversprechen stellvertretend für einen seiner Enkel (das er im Falle des Nichtzustandekommens selbst einlösen wollte); danach wurden Maria und Ludwig, beide neun Jahre alt, getraut. Als besondere Auszeichnung feierte Maximilians Vertrauter Siegmund von Dietrichstein am Abend desselben Tages Hochzeit mit Barbara von Rottal. Am 28. Juli wurde der „Kongress“ offiziell beschlossen, Johannes Cuspinian hatte die Ehre, den habsburgisch-jagiellonischen Freundschaftsvertrag zu verlesen. Nach einer Hirschjagd in Wiener Neustadt trennten sich die Monarchen, die Rückreise Sigismunds verzögerte sich durch ein Hochwasser der Donau.

Die zeitgenössischen Quellen – zwei ausführliche Berichte von Johannes Cuspinian und Riccardo Bartolini wurden noch 1515 gedruckt – geben Zeugnis vom Eindruck, den das Gefolge Sigismunds, seine ruthenischen, litauischen und tatarischen Reiter mit ihren Trachten und fremdartiger Musik, hinterließ, sie schildern die Pracht der ausgetauschten Geschenke wie Juwelen, Rüstungen, Stoffe und Pelze, berichten aber auch vom tränenreichen Abschied Wladislaws und Ludwigs von Anna, die nun gemeinsam mit ihrer Schwägerin Maria erzogen werden sollte.

- Elisabeth Klecker


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