Vertrag von Brüssel: Karl V. überträgt seinem Bruder Ferdinand die österreichischen Erblande
Die Belehnung Erzherzog Ferdinands mit einem eigenen Herrschaftsgebiet durch seinen älteren Bruder König Karl V. erfolgte auf Druck der Ungarn, die für den zukünftigen Gatten der Prinzessin Anna auf eine entsprechende Ausstattung drängten. Nach zähen Verhandlungen überließ Karl Ferdinand am 28. April 1521 im Wormser Vertrag die fünf „Niederösterreichischen Länder“, d.h. die Länder unter und ob der Enns, Steiermark, Kärnten und Krain. Die südlichen Gebiete Friaul, Görz, Triest und die Windische Mark, die an die nördliche Adria grenzten und den Zugang zum Meer ermöglichten, sollten vorerst im Besitz Karls verbleiben.
Die endgültige Abmachung über das österreichische Herrschaftsgebiet Ferdinands erfolgte in Brüssel am 30. Jänner und am 8. Februar 1522. In diesen Verträgen übergab Karl seinem Bruder Ferdinand nicht nur die an die Adria grenzenden Gebiete, sondern trat auch die im Westen liegenden Länder Tirol, die österreichischen Vorlande, Württemberg, Pfirt und Hagenau ab.
Matthias Pfaffenbichler
1522 bis 1523: Ludwig II. und Maria besuchen Prag
Von März 1522 bis April 1523 hielt sich das Königspaar in den böhmischen Ländern, vor allem in Prag, auf. Für die böhmischen Länder war dies ein entscheidender Aufenthalt, da Ludwig II. gemeinsam mit seiner Frau Maria versuchte, die zurückgedrängte Macht des Herrschers in Böhmen und den weiteren Ländern zu stärken.
Dieser Versuch hatte eine Reihe von Zusammenhängen und betraf auch Fragen des Adels und der Landesverwaltung, der Stadt Prag und religiöse Fragen. Im Februar 1523 wurden Landesbeamte an der Spitze mit Zdeněk Lev z Rožmitálu/Zdeniek Lev von Rosental eingesetzt und Prager Oberstburggraf, der als Vertreter des Königs bei seiner Abwesenheit fungierte, wurde Jan z Vartenberka/von Wartenberg, der Sympathie für die entstehende Lutherische Reform hegte. Auch zwischen anderen Inhabern höchster Ämter gab es wenige Katholiken. In Prag kam es im März zu einem faktischen Umsturz, als im Stadtrat des zeitweilig vereinten Prags vorwiegend radikale Utraquisten auftraten.
Auch diese Tatsache steuerte in Richtung Stärkung der Herrschermacht, indem die Gegner der königlichen Macht beseitigt wurden. Dennoch war der König gezwungen, in den Folgejahren allmählich nicht nur den Stadtrat, sondern auch die Position der Landesbeamten zu verändern, sein Versuch blieb erfolglos.
Antonín Kalous