Die Hochzeit Ferdinands und Annas in Linz
König Ludwig von Ungarn wollte 1521 einer Heirat Ferdinands mit Anna nur zustimmen, wenn dieser Österreich erhalte. Langwierige Verhandlungen waren die Folge, die schließlich am 7. November 1520 in Köln mit der Unterzeichnung eines Ehevertrags zwischen Ferdinand und Anna von Ungarn zum Abschluss gebracht wurden. Mit der Übergabe von Herrschaftsrechten in den österreichischen Erblanden durch König Karl an seinen Bruder Ferdinand waren die Voraussetzungen dafür gegeben, dass man dem Drängen der Ungarn nach Erfüllung der Abmachung von 1515 nachkommen konnte. Am 26. Mai heiratete der 18jährige Erzherzog Ferdinand in Linz Anna von Ungarn und Böhmen.
Die Belehnung Erzherzog Ferdinands mit einem eigenen Herrschaftsgebiet durch seinen älteren Bruder König Karl V. erfolgte auf Druck der Ungarn, die für den zukünftigen Gatten der Prinzessin Anna auf eine entsprechende Ausstattung drängten. Nach zähen Verhandlungen überließ Karl Ferdinand am 28. April 1521 im Wormser Vertrag die fünf „Niederösterreichischen Länder“, d. h. die Länder unter und ob der Enns, Steiermark, Kärnten und Krain. Die südlichen Gebiete Friaul, Görz, Triest und die Windische Mark, die an die nördliche Adria grenzten und den Zugang zum Meer ermöglichten, sollten vorerst im Besitz Karls verbleiben.
Die endgültige Abmachung über das österreichische Herrschaftsgebiet Ferdinands erfolgte in Brüssel am 30. Jänner und am 8. Februar 1522. In diesen Verträgen übergab Karl seinem Bruder Ferdinand nicht nur die an die Adria grenzenden Gebiete, sondern trat auch die im Westen liegenden Länder Tirol, die österreichischen Vorlande, Württemberg, Pfirt und Hagenau ab.
Matthias Pfaffenbichler