Krakau

Krakau, der Hauptstadt des Königsreichs Polens sowie der Residenz der Fürsten und Könige der Piasten, wurden von dieser Dynastie zahlreiche Handels- und Gerichtsprivilegien sowie politische Privilegien verliehen. Unter der Herrschaft der Jagiellonen entwickelte sich die Stadt zu einer europäischen Metropole sowie zu einem wichtigen universitären und kulturellen Zentrum, aber auch zu einem Ort, an dem sich die polnische Szlachta [Adel] versammelte und der Sejm tagte.

Im Mittelalter war die Stadt ein wichtiges mitteleuropäisches Handelszentrum. Kaufleute aus dem Süden verkauften Kupfer aus Oberungarn, Hansekaufleute aus dem Norden handelten mit flandrischem Tuch und Heringen. Aus den Handelsfaktoreien am Schwarzen Meer kamen Gewürze nach Krakau, aus Nürnberg kamen kunsthandwerkliche Erzeugnisse.

Der letzte Piastenherrscher Kasimir der Große gründete im Jahre 1364 die Krakauer Akademie. Diese war nach der Universität in Prag die zweite Universität Mitteleuropas. Zu Beginn des 15. Jh. erneuerte Vladislav II. Jagiełło dank des testamentarischen Vermächtnisses von Königin Hedwig von Anjou die Universität, die bis heute den Namen der Dynastie trägt – Jagiellonen-Universität Krakau. Während der Herrschaftszeit der Jagiellonen erlebte die Universität ihre größte Blütezeit. Herausragende Universitätslehrer - Juristen, Mathematiker und Astronomen - lehrten zahlreiche Studenten aus unterschiedlichen Ländern, u.a. auch Nikolaus Kopernikus.

Sowohl die blühende Universität als auch der königliche Hof, der mit den wichtigsten Höfen im damaligen Europa verschwägert war, zogen zahlreiche Ausländer nach Krakau - Humanisten, Drucker, Architekten, Bildhauer, darunter Filippo Buonaccorsi (Callimachus), den Erzieher der Söhne von Kasimir dem Jagiellonen und Elisabeth von Habsburg, Conrad Celtis, den Gründer der Solidas Vistulana sowie Veit Stoß, der im Auftrag des Krakauer Bürgertums den prachtvollen Flügelaltar in der Marienkirche schuf. Dieser zeigt die Himmelfahrt Mariens. Im Auftrag des Hofes schuf er auch das Grabmal von Kasimir IV. in der Wawel-Kathedrale.

Zu Beginn des 16. Jh. wurde dank des Mäzenatentums von König Sigismund I. dem Alten die Sigismund-Kapelle - „die Perle der Renaissance nördlich der Alpen“ - errichtet. Auch die königliche Residenz wurde im Stil der italienischen Renaissance umgebaut. Die Stiftungen des Königs wurden zur Inspirationsquelle für das Bürgertum, die Geistlichkeit sowie viele polnische und litauische Adelige, die ihre Residenzen, Kirchen, Rathäuser und Tuchlauben im Stil der Renaissance umbauten.

Die Einverleibung von Masowien im Jahre 1526, die engere Verbindung mit Litauen sowie die Konzentration der Außenpolitik auf den Osten führten dazu, dass das politische Zentrum des Staates in andere Städte verlegt wurde, nach Petrikau, Lublin, Warschau und Grodno. Unter der Herrschaft der Wahlkönige, nach dem Aussterben der Dynastie der Jagiellonen, verlor Krakau sowohl seinen Status als wichtigste Residenz des Monarchen als auch seine wirtschaftliche, kulturelle und wissenschaftliche Bedeutung.

Anna Ziemlewska

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